SelbstHeilung.me

Selbstheilung ist Versöhnung mit sich selbst

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Heilung des Tages

Ein Mann sieht seinen besten Freund am Ufer eines Teiches sitzen. Der rührt mit einem Stock das Teichwasser, als würde er eine Suppe rühren. Darauf fragt der Mann seinen Freund, was er da macht. Dieser antwortete nur: „Joghurt!“ Aber du weißt schon, dass du keine Milch, sondern Wasser vor dir hast? „Ja natürlich weiß ich das,“ erwiderte sein Freund. „Aber stell dir doch nur mal vor, wenn es klappt, dann werden wir reich. …“

Interpretation:

Der Mensch, der das Wasser rührt weiß noch nicht, dass Joghurt nicht allein aus Wasser entstehen kann. (Ja, ich weiß, es gibt auch Wasserkefir. Das ist hier jedoch nicht das Thema.) Das Prinzip dahinter ist das Thema. Man kann es ihm nicht so einfach sagen. Der Mann wird es erst noch lernen müssen, dass das Vorhaben nicht realisiert werden kann.

Was hier geschieht ist etwas, das sich tagtäglich in jedem menschlichen Gedächtnis abspielt. Immer dann, wenn wir etwas lernen oder vom Leben eine Lehre erteilt bekommen, hatte sich genau dieses Prinzip abgespielt. Wir hatten geglaubt etwas tun zu können, ohne die Hindernisse, Fallstricke und Gegenbewegungen zu kennen oder zu beachten.

Dieses Prinzip wird sich immer im menschlichen Dasein abspielen. Es nimmt keine Rücksicht auf das mentale Wissen (Faktenwissen). Es nimmt keine Rücksicht darauf, ob du erleuchtet bist, oder noch schläfst. Es nimmt keine Rücksicht auf Altersweisheit oder auf die jugendliche Unbefangenheit. Jeder Mensch, der ein Vorhaben umsetzen möchte ist nicht davor gefeit damit eine Erfahrung zu machen, was er bis dahin noch nicht wusste.

Die Vorstellung (Fantasie) der Menschen kann wirklich grenzenlos sein. Dabei erscheint es oft seltsam, wie einfältig manche Vorhaben erscheinen, wenn man nicht selbst von der Richtigkeit überzeugt ist. Alles, was nicht ist, existiert nur in der Vorstellung der Menschen, die daran festhalten wollen. Es entstehen Erwartungen, Träume, Selbsttäuschungen, Selbstüberschätzungen und anderes mehr.

Da es sich um Vorstellungen handelt, entsprechen die daraus entstandenen Umsetzungen einem menschlichen Konzept. Dieses Konzept würde es nicht geben, wenn Menschen sie nicht erschaffen würden. Das bedeutet wiederum, dass die erschaffene Konstruktion gar nicht existiert. Denn wenn die Menschen, die bislang an der Vorstellung festgehalten hatten, plötzlich aufhören würden, daran festzuhalten, existiert das gedankliche Konstrukt auch nicht mehr.

Jede politische Idee, jedes Unternehmenskonzept, jeder Plan, zu Geld zu kommen, jede Bekanntschaft, jede Begegnung kann dazu führen, Enttäuschungen zu erfahren. Um eine Enttäuschung erfahren zu können muss eine Täuschung vorgelegen haben.

Wir dürfen auch davon ausgehen, dass große Teile der spirituellen Welten nur in der Vorstellung von Menschen existieren, die eben daran festhalten wollen. Viele dieser Vorstellungen führen uns nicht zu uns selbst zurück, sondern von uns selbst weg. Weil sie die Realität dessen, was wir in Wahrheit sind, verbiegen. Das kann man den von diesen Vorstellungen betroffenen Menschen aber so nicht sagen. Für sie ist es absolut real. Weil sie es ja genau so sehen wollen und vielleicht auch die Enttäuschung erfahren wollen.

Im oben beschriebenen Fall lag eine Selbsttäuschung vor. Obwohl der Freund des Mannes es hätte wissen müssen, dass Joghurt nicht allein aus Wasser entstehen kann, hatte er diese logische Grundlage ignoriert, übersehen oder einfach ausgeblendet, um die Erfahrung der Enttäuschung machen zu können.

Die Selbsttäuschung ist also ein enorm wichtiger Aspekt, um Erfahrungen machen zu können. Wir müssen unseren Blick einengen und auf das Wesentliche fokussieren. Fast automatisch wird wesentliches ausgeblendet, das auch da ist und trotzdem seine Wirkung entfaltet.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, wie wir mit der Selbsttäuschung umgehen können. Zum einen können wir unser Selbstbewusstsein schwächen, indem wir unseren Selbstwert immer weiter herabsetzen, je mehr wir in die Interpretation verfallen, dass wir es schon wieder vermasselt haben. Zum anderen können wir, bzw. unser Selbstbewusstsein daran wachsen. Wir wissen um einen Faktor mehr, wie es nicht funktioniert. Wenn wir nicht aufgeben, sondern einfach weitermachen, kommen wir mit größter Wahrscheinlichkeit ans Ziel. Wir sind es selbst, die über uns selbst ein Urteil haben.

Es ist also nicht sinnvoll und auch nicht effektiv, nicht mehr weiter zu machen, nur weil man sich in sich selbst getäuscht hat. Wie oben bereits erwähnt, ist man in keiner Lebenslage davor geschützt, sich nicht in sich selbst zu täuschen.

Natürlich kann die Selbsttäuschung krankhafte Ausmaße annehmen. Sie kann von der harmlosen kognitiven Verzerrung bis zu krankhaften Bewusstseinsstörungen gegeben sein. Wichtig ist dabei, es an sich selbst zu erkennen und zu beobachten, dass es ganz normal und menschlich ist, unter einer Erinnerungsverfälschung oder einem Planungsfehlschluss gehandelt zu haben. Man darf sich dafür nicht bestrafen, sondern sich darüber freuen und bedanken, wieder um eine Erfahrung reicher geworden zu sein.

Problematisch wird es, wenn eine dauerhafte Selbsttäuschung vorliegt. Selbsttäuschungen können sowohl als kurz andauernde kognitive Zustände beschrieben werden als auch langfristig in Erscheinung treten. Im Extremfall kann es zu der psychologisch notwendigen Selbsttäuschung in Form einer Lebenslüge kommen. Wenn die Lebenslüge enttäuscht wird, kann es leicht zum Äußersten kommen. Wenn der betroffene Mensch es nicht erkennen will, dass er durch die Enttäuschung zu seinem wahren Sein, hinter dem Schleier der Lebenslüge zurückkehren kann, ist die Tendenz zur Selbstvernichtung groß.

Als Ursache für die Selbsttäuschung kann beispielsweise die kognitive Dissonanzen in Frage kommen, die verschiedene Wahrnehmungen, Gedanken, Einstellungen, Wünsche oder Absichten, die nicht miteinander vereinbar sind, oder Bestätigungsbereiche, die auf Neigungen beruhen, die es dem Betroffenen eingeengt gestatten, Informationen so zu sehen, auszuwählen und zu interpretieren, damit die eigenen Erwartungen erfüllt werden.

Der Hauptmotor der Selbsttäuschung sind also die Erwartungen. Und Erfahrungen müssen enttäuscht werden. Weil sie das was ist, also die Realität verbiegen wollen. Die Realität sieht aber nur im Auge des betroffenen Betrachters verbogen und scheinbar real aus. Andere von dieser Vorstellung nicht betroffene Menschen sehen die Dinge natürlich anders.

Selbsttäuschungen betreffen auch häufig die Interpretation der eigenen Identität, das sogenannte Selbstbild, das Selbstkonzept und den daraus entstehenden Selbstwert. Daher spielen sie auch bei bestimmten Persönlichkeitsstörungen eine ganz wichtige Rolle, wie etwa bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung, bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung und bei der histrionischen Persönlichkeitsstörung. Eine psychotherapeutisch relevante Form der Selbsttäuschung liegt vor, wenn Schwierigkeiten bei einer realitätsnahen Anpassung an eine gegebene Umwelt entstanden sind.

Häufig kommt die Selbsttäuschung jedoch einer Flucht oder einem Ausweichen vor einer als unangenehm empfundenen Wahrheit nahe, ein sich einreden eines Glaubens, von dem man irgendwie doch weiß oder zumindest ahnt, dass er falsch ist. Wie viele andere Strategien auch, führt diese Selbstbetrachtung nicht in die Heilung, sondern sie ist eine Vermeidungsstrategie in Bezug auf die Selbstbetrachtung. Sie verschlimmbessert die Lebenslage.

Dennoch ist die Selbsttäuschung aus Sicht der Verhaltensevolution ein überlebens- und reproduktionsförderlicher Aspekt, der das Überleben sichern kann. Versuch und Irrtum gehören zum Leben, wie die Luft zum Atmen. Im gesamten Tierreich kommen Aspekte der Selbsttäuschung vor. Nur unter der Täuschung und Selbsttäuschung wird es möglich, Erfahrungen machen zu können.

Deshalb ist es unglaublich wichtig, jetzt in dieser Zeit, in der wir uns immer mehr und immer intensiver enttäuschen, uns also immer besser selbst kennen lernen, dass wir uns für die Missetaten der Vergangenheit nicht verdammen. Mit höchster Wahrscheinlichkeit haben wir es nicht besser gewusst. Aber jetzt, mit einem besseren Durchblick, können wir uns mit uns selbst versöhnen und dann können wir einfach weitergehen.

Wenn erforderlich, wäre der therapeutische Ansatz der, nicht auf die scheinbar verbogene Sichtweise hinzuweisen – Denn für den betroffenen erscheint seine Sichtweise ja zutreffend zu sein – Sondern dem Betroffenen dabei zu helfen, aus seinem Raum der Betrachtungsweise bewusst aussteigen zu können, um sich und sein Handeln aus einer höheren Perspektive betrachten zu können. Das entspricht einer Heil- und Bewusstseinsarbeit, wie ich sie liebe.

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